Das Hausnotrufsystem – schnelle Hilfe auf Knopfdruck.

Es kann so schnell etwas passieren. Ein Hausnotrufsystem gibt Ihrem selbständigen Leben zu Hause mehr Sicherheit – rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr.

Laut Statistik stürzt jeder dritte Mensch ab 65 Jahren einmal im Jahr. Stellen Sie sich vor, es ist Ihnen passiert und Sie kommen nicht zum Telefon. Was nun?

Viele ältere Menschen leben allein in ihrem Zuhause. Oft leiden sie unter chronischen Krankheiten oder sind sturzgefährdet. In Deutschland gibt es schätzungsweise 750.000 Haushalte, die ein Hausnotrufsystem installiert haben. Dieser ermöglicht umgehende Hilfe in einer Notsituation. Vielleicht haben Sie darüber nachgedacht, sich einen Hausnotruf installieren zu lassen. Ich werde Ihnen in diesem Beitrag die wichtigsten Informationen zu diesem Thema geben.

Hinweis: Hervorgehobene Begriffe führen Sie direkt zu näheren Informationen auf den entsprechenden Webseiten.

1. Wie funktioniert ein Hausnotrufsystem?

Drei Möglichkeiten stehen zur Auswahl:

a. Ein fester Hausnotruf

Ein Notrufsystem besteht aus zwei Geräten: einem Notrufsender und einer Basisstation. Die Basisstation ist nicht viel größer als ein normales Telefon. Der Notruf wird über einen Funksender ausgelöst, den der Nutzer als Halskette, Armband oder als Clip am Hosenbund trägt. In der Regel sind die Geräte wasserfest und sollten deshalb auch beim Baden und Duschen getragen werden.

Das Notrufgerät hat meist eine Freisprechanlage und ist am Festnetztelefon angeschlossen, benötigt wird dafür ein normaler Telefonanschluss (mit einer dreifach-TAE-Dose) und eine freie Steckdose für die Stromversorgung der Basisstation. Die Freisprechanlage funktioniert über mehrere Räume hinweg. Lassen Sie bitte testen, ob dies in Ihrer Wohnung der Fall ist.

Alle Notrufgeräte sind durch einen Akku bei einem eventuellen Stromausfall von 10 – 20 Stunden geschützt. Wenn 80 % der Leistung des Funksenders verbraucht ist, informiert ein Fernauslöser selbständig die Hausnotrufzentrale, die den Batteriewechsel veranlasst.

Bei digitaler Telefonnutzung wird der Notruf über den WLAN-Router vermittelt.

Üblicherweise wird der Notruf durch das Drücken einer Taste ausgelöst. Mittlerweile gibt es z.B. für sturzgefährdete Menschen auch andere Auslösearten. Dazu gehören die Meldung durch einen Fallsensor, Rauchmelder oder einem Bewegungsmelder.

Meist ermöglichen die Hausnotrufsysteme eine direkte Kontaktaufnahme mit der Notrufzentrale, die rund um die Uhr besetzt ist. Manche Geräte können auch von sich aus Hilfe aktivieren, wenn der Nutzer eine Taste nicht zu bestimmten Zeiten betätigt hat. Dann versucht die Zentrale mit ihm Kontakt aufzunehmen. Ist dies nicht möglich, werden die Rettungsleitstelle, Angehörige oder Nachbarn benachrichtigt.

Es gibt auch die Möglichkeit, dass beim Auslösen des Knopfes nicht die Notrufzentrale verständigt wird, sondern es werden automatisch bis zu 10 gespeicherte Notrufnummern (z.B. von Nachbarn, Angehörigen) angerufen. Dieses System wählt so lange, bis jemand ans Telefon geht. Kann der Betroffene nicht mehr reden, wird automatisch der Name des Anrufers genannt.

b. Mobilfunk-Hausnotrufgerät (GSM)

Dieses Gerät eignet sich für Menschen, die keinen Festnetzanschluss in ihrer Wohnung haben oder als zusätzliche Installation in Räumen, die nicht über das Festnetz erreicht werden können. Es besteht aus einer Basisstation und einem Funkfinger und ist mit einer Mobilfunkkarte ausgestattet – ein Notruf wird über das Mobilfunknetz vermittelt.

Sie brauchen für dieses System lediglich einen Stromanschluss, die Bereitstellung der Telekommunikation kostet etwa €80.-.

c. Ein mobiler „Haus“notruf

Immer beliebter wurden in den letzten Jahren die mobilen Notrufsysteme. Besonders interessant ist dies für Senioren, die gerne unterwegs sind. Sollten Sie z.B. einen Schwächeanfall bei einem Waldspaziergang erleiden, können Sie schnell per GPS geortet werden.

Lassen Sie jedoch bitte genau prüfen, ob Ihr momentanes Handy mit dem Notrufdienst kompatibel ist.

 

2. Was passiert in einem Notfall?

Beispiel:

  • Frau Schmidt ist im Badezimmer gestürzt und kann aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen.

  • Sie drückt den Knopf auf ihrem Notrufarmband. Die Basisstation erhält per Funk das Signal und verbindet mit der Notrufzentrale.

  • Die Basisstation stellt den Sprechkontakt zu Frau Schmidt über die Freisprechfunktion her.

  • Der Mitarbeiter fragt Frau Schmidt, ob sie Schmerzen habe und was passiert sei. Auf dem Bildschirm sieht er die hinterlegten Daten von ihr. Medikamente, Adresse, Gesundheitszustand und Kontaktdaten von Angehörigen, Pflegedienst oder Nachbarn.

  • Da Frau Schmidt über starke Schmerzen klagt, alarmiert der Mitarbeiter sofort den Rettungsdienst, der innerhalb kurzer Zeit bei Frau Schmidt eintrifft. In einer weniger dringenden Situation werden die Bezugspersonen, der Hausarzt oder der Pflegedienst verständigt. Einige Anbieter haben einen eigenen Bereitschaftsdienst, der in solchen Situationen vorbeikommen würde.

Der persönliche Kontakt mit der Notrufzentrale gibt den Betroffenen ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit und sie geraten dadurch weniger selten in Panik.

Was passiert, wenn der Nutzer versehentlich einen Notruf auslöst?

Das passiert häufig. Die Notrufzentrale ist darauf eingestellt und veranlasst keine weiteren Maßnahmen.

 

3. Für wen empfiehlt sich ein Hausnotrufsystem?

  • Neigen Sie zu Schwindelanfällen, hatten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall?

  • Ihre Augen oder Ihr Gehör lassen immer stärker nach.

  • Haben Sie Angst, zu stolpern und sich etwas zu brechen?

  • Leiden unter einer chronischen Krankheit, die einen schweren Anfall auslösen kann: z.B. Asthma, Epilepsie oder Diabetes?

  • Sie wohnen alleine bzw. sind lange Zeiten am Tag allein in der Wohnung.

Haben Sie häufiger zugestimmt, gibt ein Hausnotrufdienst Ihnen vermutlich mehr Sicherheit und ermöglicht einen längeren Verbleib in Ihrer Wohnung. Er entlastet auch Angehörige, die sich oft Sorgen machen, ob ihre Eltern im Notfall schnell Hilfe bekommen würden.

 

4. Was kostet ein Hausnotrufsystem?

Grundsätzlich wird eine Basisgebühr erhoben, zwischen € 20,- bis € 40,- pro Monat. Weitere Kosten entstehen durch zusätzliche Leistungen, die unterschiedlich berechnet werden. Überlegen Sie sich, welche Eigenschaften Ihr Hausnotrufdienst haben soll und welche Sie nicht brauchen. Hier lässt sich eventuell Geld sparen.

a. Kosten mit Pflegegrad

Haben Sie einen Pflegegrad und leben (überwiegend) alleine in Ihrer Wohnung, zahlen die Pflegekassen  monatlich € 25,50.- monatlich und meist auch die Kosten für den Anschluss – ein Hausnotruf gehört zu den anerkannten Pflegehilfsmitteln. Eine ärztliche Verordnung ist nicht notwendig. Es ist allerdings eine „Kann-Leistung“, d.h. es wird geprüft, ob eine Notwendigkeit besteht.  Stellen Sie den Antrag bei Ihrer Pflegekasse vor der Anschaffung des Gerätes. Liegt die monatliche Pauschale Ihres Anbieters über dieser Summe, müssen Sie meist die Differenz übernehmen.

b. Kosten ohne Pflegegrad

Ohne einen Pflegegrad gibt es keine Zuschüsse von Kranken- oder Pflegekassen. Sie können allerdings die Kosten für den Hausnotrufdienst von der Steuer absetzen, als haushaltsnahe Dienstleistung“. Bei Bedürftigkeit übernimmt eventuell das Sozialamt die Kosten.

Die monatlichen Kosten für einen mobilen Hausnotrufdienst sind etwas höher als die Gebühren für den Notruf über das Festnetztelefon.

 

5. Welche zusätzlichen Serviceleistungen bietet ein Hausnotrufsystem?

Notfallschlüssel

Für den schnellen Zugang in Ihre Wohnung ist es sinnvoll, einen Ersatzschlüssel verwahren zu lassen. Manche Anbieter nehmen bis zu € 90.- für einen Safe, der sich im Rettungswagen, beim Pflegedienst oder am Haus des Nutzers befindet. Die meisten gemeinnützigen Vereine richten die Schlüsselhinterlegung kostenfrei ein, dafür bezahlt man eine monatliche Gebühr.

Einige Anbieter vermitteln weitere professionelle Dienste, z.B.:

  • Pflegedienste, Fahrdienste, Essen auf Rädern

  • Weckdienst; hauswirtschaftliche Unterstützung

  • Begleitung bei Erledigungen

  • Erinnerung an Medikamenteneinnahmen

  • Anschluss von Einbruch-, Feuer- oder Gasmelder

 

6. Worauf sollten Sie beim Vertrag achten?

  • auf eine klare Übersicht über Basis- und Zusatzleistungen – zusätzliche Leistungen passend für Ihre individuelle Situation.

  • kostenlose Wartung und eventuelle Reparatur sollten auch im Grundpaket enthalten sein.

  • Kündigungsfristen von höchstens zwei Wochen zum Monatsende

  • Monatsbeiträge nicht abbuchen lassen, sondern per Dauerauftrag, Einzugsermächtigung oder Überweisung

  • keine zusätzlichen Kosten für die einzelnen Kontakte mit der Notrufzentrale

 


7. Wer sind die Anbieter von Hausnotrufsystemen?

Viele gemeinnützige Vereine, private und lokale Firmen bieten Hausnotrufdienste an. Ein regionaler Anbieter kann von Vorteil sein, da die Helfer schnell vor Ort sein können.

Eine Auswahl der Anbieter im Raum Mittelfranken:

» Bayerisches Rotes Kreuz
Kreisverband Nürnberg-Stadt, Sulzbacher Straße 42, 90489 Nürnberg

Tel. 0911 – 5301 – 267 / BRK Hausnotruf

 

» Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Regionalverband Mittelfranken, Johanniterstraße 3, 90425 Nürnberg

Servicenummer: 0800 0 19 14 14 (gebührenfrei) / Johanniter Hausnotruf 

 

» Malteser Hilfsdienst gGmbH
Bezirksgeschäftsstelle Nürnberg, Hafenstraße 49, 90451 Nürnberg

Servicenummer: 0800 99 66 007 (gebührenfrei) / Malteser Hausnotruf

 

» Arbeiter-Samariter-Bund
Kreisverband Nürnberg-Fürth e.V., Wodanstraße 25, 90461 Nürnberg

Tel. 0911 – 949 79-66 / ASB Hausnotruf

 

Lassen Sie sich am besten von mehreren Anbietern beraten und achten Sie darauf, dass Sie zu keiner Mitgliedschaft bei Wohlfahrtsverbänden überredet werden, falls Sie dies nicht wollen. Leider sind hier bisweilen schwarze Schafe unterwegs. Die Mitarbeiter sollten sich sorgfältig die Lage Ihrer Räume ansehen und sich nach Ihren familiären und gesundheitlichen Lebensumständen erkundigen.

⇒ Ob pflegebedürftig oder nur altersbedingt – ein Hausnotrufsystem macht das Leben im eigenen Zuhause sorgenfreier und ist deshalb eine gute Anschaffung. Schnelle Hilfe rund um die Uhr zu überschaubaren Kosten trägt zu einer erhöhten Lebensqualität bei. Die Handhabung ist schnell erlernt, die Technik zuverlässig. Nicht zuletzt durch die eigene Erfahrung in meiner Familie kann ich dieses Hilfsmittel wirklich sehr empfehlen.

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